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Schostok: Als Oberbürgermeister.

| Kategorien: Clubreport

Der thematische Blick des Jahresprogramms von Präsident Gunnar Spellmeyer richtet sich auf die Person. Oberbürgermeister Schostok sollte sich aus seiner ganz persönlichen Sicht zu den Herausforderungen des Amtes und der Entwicklung der Stadt äußern.

Hannover ist – unabhängig vom Zuzug von Flüchtlingen – eine Stadt im Wachstum. Ursachen sind der Trend zur Urbanisierung, die europäische Migration und eine erhöhte Geburtenrate. Die Stadt muss darauf frühzeitig reagieren, ihre Leistungsbereiche ausbauen und in allen Bereichen für die nötige Infrastruktur sorgen: Grundsicherungen (Wasser, Energie, Müllentsorgung etc.), Verkehr, Wirtschaft/Arbeitsplätze, Kindergärten/Schulen etc. Die Stadtentwicklung beinhaltet aber auch die Gestaltung der qualitativen Veränderungsprozesse, z.B. derkulturellen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung.

Stefan Schostok sieht die besonderen Herausforderungen des Amtes darin, die Entwicklung der Stadt in Zeiten von Wandel und Krisen, Werte- und Zahlen-orientiert zu managen.

Schostok und Club bearbeitet

Eine Stadt ist ein hochkomplexes Gebilde, das von vielen Einflüssen geprägt wird. Der Bund und das Land z.B. machen Gesetze, die die Kommunen umsetzen müssen. Die Wirtschaft einer Stadt ist in sich selbst vielfältigen Einflüssen ausgesetzt. Übergeordnete Trends wie Globalisierung und Digitalisierung sind weitere Faktoren. In dieser Komplexität nicht Getriebener der Ereignisse zu sein, sondern mit strategischem Weitblick Ziele ins Auge zu fassen und mit Hartnäckigkeit über Jahre zu erreichen, ist die Voraussetzung für den Erfolg.

Beispiele für langfristige Strategien sind typischer Weise Infrastrukturprojekte wie der Straßen- und Wohnungsbau, digitale Strukturen, eine CO2 Reduktion und intelligente Mobilitätskonzepte. Aber auch der Aufbau eines Schwerpunktes wie der Kreativwirtschaft ist ein Langfristprojekt. Vor zehn Jahren wurden Inverstitionen in diesen Bereich noch als „rausgeschmissenes Geld“ kritisiert. Mit fortschreitender Digitalisierung hat sich das grundsätzlich verändert. Das Netzwerk www.krehtiv-hannover.de gehört heute zu den größten seiner Art in Deutschland. 20 Jahre im Voraus denken zu müssen sei eher typisch als selten.

Der Arbeit am „Image“ der Stadt ist für Stefan Schostok dabei eine der wichtigsten und spannendsten Teilaufgaben. Die Digitalisierung macht das heute „unheimlich fragil“; Touristenströme z.B. werden durch die sozialen Medien stark beeinflusst.

Was eine Stadt/Stadtgesellschaft im Innersten zusammenhält, ist für ihn eine weitere zentrale Leitfrage. Was macht sie „resilient“? Auch in Deutschland, berichtete er vom Städtetag. gebe es Städte, die in dieser Hinsicht eher in einer ungesunden Verfassung seien Ein generelles Schlüsselwort ist „Kommunikation“. „Demokratiebraucht Diskussion“. Gerade in Zeiten des Wandels, der für die Bürger und Bürgerinnen auch Belastungen und Verunsicherungen mit sich bringt, spielt das miteinander Sprechen und einander Zuhören für eine gesunde Entwicklung eine zentrale Rolle. Im letzten Jahr gab es in den Stadtteilen ca. 200 Veranstaltungen mit Bürgern und Bürgerinnen. Zufriedenheitsbefragungen sind für den OB ein weiteres wichtiges Werkzeug, um zu verstehen, wie dem Bürger/der Bürgerin ums Herz ist. 91% der Bürger und Bürgerinnen leben gerne und 50% leben sehr gerne in Hannover. Unzufrieden sind die Hannoveraner und Hannoveranerinnen aber mit der Parkplatzsituation und fehlenden Treffpunkten für die Jugend. Hannover ist eine der „jüngsten“ deutschen Großstädte – damit kann diese spezielle Unzufriedenheit sich schnell zu Sprengstoff entwickeln.

Das Führungsteam der Stadt – Oberbürgermeister und gewählte Dezernenten/ Dezernentinnen – ist aufgrund der 8-jährigen Amtsperiode der Dezernenten/Dezernentinnen faktisch unauflöslich „miteinander verschweißt“. Die Frage, was denn dieses Team im Innersten zusammen halte, beantwortete er auch mit „gute Kommunikation“. Er habe zwar letztlich die Entscheidungsgewalt, aber er brauche Unterstützung und nicht unfruchtbare Reibungen.

Das Schaffen der notwendigen finanziellen Rahmenbedingungen sieht er als ebenso wichtig an wie das Setzen von Zielen. Der Haushalt der Stadt umfasst ca. 2 Milliarden €. Über ca. 18% davon kann die Stadt frei entscheiden. Das sei im Vergleich zu anderen Städten eher viel. Die Stadt Hannover hat in den letzten Jahren eine Politik der Haushaltskonsolidierung realisiert. Das eröffnete dem OB den Spielraum, das Investitionsvolumen zur Erreichung der Zukunftsziele auf 520 Millionen € zu verdoppeln; 80% davon sollen in die Bildung fließen.

Eine besondere Herausforderung war auch der Umgang mit den vielen Migranten und Migrantinnen. Die Verwaltung musste dafür innerhalb kürzester Zeit umgebaut werden. Wöchentlich trifft sich dazu eine 40-köpfige Lenkungsgruppe beim OB. Wenn man sich den afrikanischen Kontinent ansehe, so Schostok, werde uns das Thema Migrantion noch bestimmt 20 Jahre begleiten.

Schostok Spellmeyer bearbeitet

Stefan Schostok hat an diesem Abend eine „Liebeserklärung“ zur Stadt und zum Amt abgegeben und sehr offen und teilweise sehr persönlich seine Sichtweisen dargelegt. Von bürokratischem Amtsschimmel war nichts zu spüren, sondern mehr von einer Sichtweise, wie sie einem guten Unternehmenslenker nicht fremd sein sollte. Danke für diesen interessanten Abend.