Clubjumelagen sind die Verdichtung von völkerverbindenden Freundschaften. Schon bald nach der Gründung des hannoverschen Lions Clubs entstand die Idee, sich mit einem französischen Club zu treffen. Eine etwas mutvolle Überlegung, waren doch Deutsche und Franzosen einst mal Feinde. In Hannover stimmte man für Südfrankreich; Geschichte, Landschaft und Klima verlockten. Lionsfreunde Max Müller, Hans Ludewig und Werner von Holtzendorff-Fehling wurden aktiv.
In Nîmes befand sich ein Lionsclub in Gründung. Am 10. Oktober 1958 gab es eine glanzvolle Charternight in der Nîmer Industrie- und Handelskammer, an der insgesamt 11 Lionspaare aus Hannover teilnahmen. Das war nun der Beginn einer tiefen Freundschaft.
Schon bereits ein Jahr später reisten die zwei Lionsfreunde M. und Mme Charles Roche aus Nîmes nach Hannover und im Juli 1959 ›strömte‹ eine große Franzosengruppe nach Hannover, die Damen mit Pelz, da man Kälte befürchtete. Hier herrschte der heißeste Sommer.
Die kommenden Begegnungen waren geprägt von überwältigenden Programmen, die der jeweils gastgebende Club auf die Beine stellte. In Deutschland standen u.a. die Celler Hengstparade, die Industriemesse, eine Rheinfahrt, Stadtbesichtigungen in Bremen und Hamburg, Besuche in Berlin und Potsdam, das VW-Werk in Wolfsburg, die EXPO 2000 und viele, viele Einzelveranstaltungen und schöne Feste auf dem Programm. Der Kinder- und Jugendaustausch startete gleich zu Beginn.
Die französischen Lionsfreunde konnten aus ihrer paradiesischen Landschaft, der regionalen und kulturellen Geschichte und den vielgestaltigen persönlichen Möglichkeiten der Clubmitglieder Programme zaubern, die die deutschen Teilnehmer nie vergessen werden. Sie aufzuzählen sprengt jeden Bericht. Wer dabei war, kann nur schwärmen.
Enge persönliche Freundschaften entstanden in den Jahrzehnten dieser Jumelage. Da störte auch manche Sprachbarriere nicht und auch nicht die weite Distanz und der gelegentlich hohe Kostenaufwand für die Mitreisenden. Es wurde gemanagt. Die Deutschen lernten die französische Lebensart lieben und die Franzosen verstanden uns besser, u.a. nachdem sie Berlin und die Expo 2000 erlebt hatten, und nach der Wiedervereinigung das Treffen im Cäcilienhof mit Lionsfreund Ministerpräsident Stolpe.
Allen französischen Clubpräsidenten, die über alle Jahre die heimische Jumelage organisierten, kann man nur große Komplimente machen; allen voran Lionsfreund Charles Roche, der den Anfang machte. Und Lionsfreundin Ursula von Holtzendorff-Fehling, die immer ›vor Ort‹ unser ›Verbindungsmann‹ war.
Wir haben Frankreich lieben gelernt! Aber nicht nur der Lions Club Nîmes-Doyen war mit uns verbunden. 1962 bildete sich eine Jumelage mit dem englischen Lionsclub Windsor. 1965 kamen die englischen Freunde nach Berlin und erlebten die Mauer. Im selben Jahr trafen sich beim 10. Clubjubiläum die Lionsfreunde aus Windsor und Nîmes in Hannover. Danach rissen die Kontakte zu Windsor ab und im Jahr 2000 wurde die Jumelage zu diesem Club beendet.
Die Landeshauptstadt Hannover pflegt seit vielen Jahren enge Kontakte zu Hiroshima (Japan). Der damalige Bürgermeister von Hiroshima und der Oberbürgermeister von Hannover entdeckten, dass der OB der hannoverschen Partnerstadt in Japan ein Lion ist. Und dieser befand, dass es nun eine Jumelage geben müsse. Am 17. Oktober 1987 wurde diese Jumelage förmlich im Hotel InterContinental im Beisein einer starken japanischen Delegation begründet. Viele LF des Lions Club Hannover tragen noch heute die Visitenkarten der japanischen Lionsfreunde bei sich. Die persönlichen Kontakte aus dieser Jumelage blieben aber sehr spärlich. Unser verstorbener LF Nieper, der ab und zu in Japan geschäftlich zu tun hatte, hielt die Verbindung, wie auch Dr. Wolfgang Scheel als Bürgermeister der Stadt Hannover auf mehreren Reisen die Partnerschaft gepflegt hat. Die Sprachprobleme und die kostenaufwändige Distanz nach Japan zwangen den Club, die Jumelage 2000 zu beenden.