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Das Holocaust-Mahnmal in Berlin

| Kategorien: Clubreport

Unser Referent, LF Karl Teille ist Leiter des Instituts für Informatik an der AutoUni des Volkswagen Konzerns in Wolfsburg. Er studierte Informatik in Braunschweig und war anschließend Doktorand in München. Teille promovierte an der TU in Braunschweig. Aber Fotografie begeistert ihn schon ein Leben lang. So fing er an, das Holocaust-Mahnmal in Berlin zu fotografieren und seine Bilder mit Gedichten zu hinterlegen. Der Volkswagen Konzern gedachte am Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2020 mit der Ausstellung seiner Werke dem 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz.

Als LF Karl Teille Anfang der 2000er Jahre von der Errichtung eines großen Holocaust-Mahnmals in Berlin hörte, war Teille nach anfänglicher Skepsis von Ort und Konzeption schnell begeistert. „Zunächst hatte ich bei den Entwürfen des Architekten Peter Eisenman Bedenken, weil die Idee für mich wie ein Friedhof mit Grabsteinen aussah. Als ich das Mahnmal dann aber das erste Mal in Berlin besuchte, war ich schnell stark von der Wirkung und Atmosphäre fasziniert.“

Zehn Jahre lang kehrte Teille danach viele Male an die Gedenkstätte zurück und stellte fest, wie sich der Ort zu unterschiedlichen Jahreszeiten, unterschiedlichen Wetterlagen und bei Licht und Schatten stetig veränderte und neue Einblicke und Empfindungen ermöglichte. So entstand ein Fotobuch mit einhundert Fotografien, von denen einzelne z.Zt. in der Ausstellung in der Heritage von Volkswagen in Wolfsburg ausgestellt sind.

Der Nationalsozialismus wollte nicht nur bestimmte Menschengruppen, sondern auch die Erinnerungen an sie vernichten. Teille stellt seine ausgewählten Fotografien deshalb Gedichten von Holocaust-Opfern und Überlebenden aus der Zeit gegenüber, die er unter anderem in den Bibliotheken der Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager entdeckte.

„Ähnlich wie bei den Gedichten, bei denen es mir wichtig war, Einzelne mit ihren individuellen Schicksalen herauszustellen, sollen meine eigenen individuellen und selbstbestimmten Fotografien so ihre Wirkung auf den Betrachter entfalten.“

Für Teille sind die Bilder aber nicht nur Erinnerungsarbeit, sondern auch ein wichtiges politisches Statement gegen Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland. Denn wer die Vergangenheit nicht kenne, laufe Gefahr, dass sie sich wiederhole, sagt er.

2006 macht er sein erstes Bild. „Damals noch mit einer einfachen Digitalkamera“, so Teille. Diese wurde ihm dann bei der Lionsfahrt in Barcelona gestohlen, so dass er sich erst danach eine professionelle Ausrüstung angelegt hat. Jetzt hat er angefangen, professionelle Bilder zu machen. So entstand in den meisten Fällen zunächst das Bild. Das Gedicht kam im Nachgang dazu. Selten hatte LF Teille erst das Gedicht vor Augen und dann das passende Bild erstellt.

Sein Vortrag war geprägt von seinen Bildern, den Gedichten aber auch den Geschichten hinter den Bildern und wie er zu den einzelnen Bildern gekommen ist. Die Herausforderung lag darin, die Ästhetik wirken zu lassen und gleichzeitig das Leid über die Gedichte zu transportieren. Darüber hinaus berichtete er über die jahrelange Arbeit hinter jedem Bild:  Spiegelungen, Wasser, Licht, Menschen, Jahreszeiten, Schnee, Schärfen und gewollte Unschärfen, bunt, schwarz-weiß, Tag, Nacht – Teille war mehrere dutzend Mal in Berlin, um seine Werke zu erstellen.

Sein Buch ist derzeit unveröffentlicht und er wurde von den anwesenden Lions-Freunden ermuntert, diese Veröffentlichung nachzuholen.

Zu dem Vortrag, der coronabedingt nicht im Clublokal stattfinden konnte, hatte unser Präsident Jens Müller in einen seiner Standorte, der WIEDEMANN Ausstellung nach Hannnover/Vinnhorst eingeladen. 25 Lions-Freunde sind der Einladung gefolgt.

Der Abend endete mit einem FingerFood-Buffett bei netten Gesprächen und angeregten Diskussionen mit dem Referenten aber auch untereinander.