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Sieh hin und hilf!

Der Beitrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zur offenen Gesellschaft am Beispiel des NDR

| Kategorien: Clubreport

Lutz Marmor, Intendant des Norddeutschen Rundfunks gibt uns tiefe Einblicke in den Auftrag und das Selbstverständnis der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.

Ein spannendes und anregendes Themenfeld mit viel Diskussionspotential nahm am 02.09. sein Ende. Lutz Marmor führte uns durch diverse Themen aus Sicht des NDR.

Er begann mit den „stürmischen und belebten politischen Zeiten, die wir alle durchleben“. Dabei nahm er gleich den Blick auf die Überlegungen zur Abschaffung der Rundfunkgebühren in der Schweiz, wonach sich 3/4 für die Gebühr zugunsten der SRG ausgesprochen haben.

Daraus leitete der Intendant des NDR ab, dass Aufklärung grundsätzlich bzgl. der Rundfunkgebühren wichtig ist, um deren Nutzen in den Vordergrund zu stellen.

Wahrnehmbar war über den gesamten Abend der Rechtfertigungsversuch gegenüber den Skeptikern des Rundfunks und seiner Gebühren.

„Information ist die Währung der Demokratie“
Thomas Jefferson, 3. Präsident der USA

Als wesentliche Nutzen sieht Lutz Marmor dabei den Auftrag des Rundfunk

  • Information der Bevölkerung zu vermitteln,
  • als vierte Staatsgewalt zu agieren,
  • mit stets zwei Quellen zu arbeiten,
  • journalistische Prinzipien zu praktizieren,
  • im „Zeitalter der Flut von Informationen“ auszusieben zwischen Desinformation und verlässlicher Information,
  • Qualität statt Quantität zu liefern und
  • Veranstaltungen zu realisieren.

Entsprechend stellt sich der NDR als eigenständige Organisation den Bürgern auch inhaltlich.

„Richtigkeit vor Schnelligkeit oder be first, but first be sure“

Aufgrund des Rundfunkbeitrags sprach er davon, dass der NDR es in Zeiten der Clicks nicht nötig hat, auf Qualität zu verzichten. Dem stand jedoch die Aussage und der sichtbare Stolz mit Blick auf die Unterhaltungssparte, wie z. B. die Krimis oder der tatort, gegenüber, welche nachwievor weit über 10 Mio. Zuschauer anziehen.

Ferner sieht er die Vielfalt der Sendersparten und die Reichweite der Subsender als relevant für die Gesamtversorgung der Bevölkerung an. Für jüngere Menschen sind vor allem Online-Formate aufgebaut worden, wie die Mediatheken, Sportübertragungen oder moderne Formen in Apps oder bei Youtube etc.

„Deutsche Bürger schauen im Schnitt bis zu 4 Std. lineares Fernsehen. Auch heute noch! Da erscheinen 60 Cent pro Tag als Beitrag nicht zu viel. Zudem ist die Botschaft, dass die öffentlich Rechtlichen ihre Relevanz trotz Netflix & Co. im Vergleich zu Print- oder anderen Medien noch nicht groß eingebüßt haben.“

Eine tiefere Auseinandersetzung folgte dann beim Thema „Lügenpresse“ mit der AfD, welche Lutz Marmor als sehr kritisch einstufte. Insbesondere die Nähe zu den Menschen im Internet durch die AfD und deren Trick, polarisierende Themen bewusst anzuschneiden, um öfter in den Medien aufzutauchen, nannte er als problematisch, insbesondere im Osten Deutschlands. Als schwieriges Phänomen betrachte er somit die mediale Berichterstattung der letzten Jahre über die Anliegen der AfD, welche diese wiederum indirekt bestärkt hätten. Entsprechend würde der NDR sich im Verhalten umstellen.

Auf die Frage hin, inwieweit Korrespondenten zu sehr in ihren eigenen Milieus bewegen und damit Tendenzen in der Bevölkerung falsch einschätzen würden, nannte er als ein relevantes Problem, dem mit Rotation der Korrespondenten zunehmen entgegen gesteuert werde.

Im Vergleich zur BBC gilt der NDR als teuer, jedoch sagte Lutz Marmor, dass die BBC den NDR inkl. Verwaltung und Spartensender-Vielfalt als Vorbild ansieht.

Auf der Webseite des NDR steht Folgendes zum selbst gesteckten und gesetzlichen Auftrag:

„Der Staatsvertrag verpflichtet den NDR „(…) den Rundfunkteilnehmern und Rundfunkteilnehmerinnen einen objektiven und umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und länderbezogene Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben.“ (§ 5 Abs. 1 NDR-StV).

Das Programm soll informieren, bilden, beraten, unterhalten und insbesondere Beiträge zur Kultur anbieten. Darüber hinaus fordert der Staatsvertrag die angemessene Berücksichtigung der vielfältigen norddeutschen Regionen sowie ihrer Kultur und Sprache im Programm.

Zu diesem Zweck und zum Erhalt der kulturellen Identität soll der NDR sein Programm grundsätzlich in den vier Ländern seines Sendegebiets herstellen. Daher unterhält der NDR neben seinem zentralen Sitz und dem Landesfunkhaus in Hamburg Landesfunkhäuser sowie Studios und Korrespondentenbüros in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, die eigene regionale Radio- und Fernsehprogramme produzieren.“

Der Abend endete wie immer harmonisch…