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Sieh hin und hilf!

Hannover Unesco City of Music.

| Kategorien: Clubreport

die Hannoveraner sind es gewohnt, unterschätzt zu werden. Häufig geschmäht als Inbegriff deutscher Mittelmäßigkeit hat es Hannover aber auch musikalisch „faustdick“ hinter den Ohren.

Natürlich wurde in Hannover die erste Schallplatte erfunden, die erste Musikkassette produziert und die erste CD gepresst.  Heute ist unsere Stadt laut der HASPA-Studie die deutsche Stadt mit den meisten Beschäftigten in der Musikindustrie (in Relation zur Bevölkerung), ist eine beliebte Live-Metropole und hat eine vitale Club-Szene.

MusikZentrum

Die gemeinnützige gGmbH engagiert sich seit 1993 in der Jugend- und Musikförderung und ist bundesweit das umfassendste Projekt seiner Art. Von Anfang an dabei,  treibende Kraft und heutiger Geschäftsführer Holger Maack hat uns aus eigenem Erleben die Geschichte dieses Projekts nahe gebracht. Die Vitalität der Club-Szene aber konnten wir selbst an diesem Abend im MusikZentrum (http://www.musikzentrum-hannover.de) vibrieren fühlen.

 

Logo Musikzentrum

 

Über stilistische Grenzen hinweg kommen hier MusikerInnen zusammen, um zu musizieren, sich austauschen und sich zu vernetzen. Es werden Seminare, Workshops, Theateraufführungen und Studioaufnahmen angeboten. In fünf umgebauten, ehemaligen Luftschutzbunkern und öffentlichen Toiletten werden für Bands über die Stadt verteilt insgesamt 57 Übungsräume an Orten vermietet, wo keine Nachbarn gestört werden. Alle Räume sind voll ausgebucht. Es gibt einen deutlichen Trend zu handgemachter Musik. Ein Rockmobil und ein fahrbares Tonstudio kommen auch direkt in die Jugendzentren vor Ort.

Musik ist eine universelle Sprache, die auch ohne Worte funktioniert!  Weil „Musik machen“ am schönsten zusammen geht, holt sie die Menschen aus ihren Wohnungen und fördert Gemeinschaft.

Im Stadtteil Hainholz z.B. leben 60 Ethnien zusammen und die Wahlbeteiligung beträgt nur 30%. Um den Stadtteil und auch die Menschen aus sozial benachteiligten Verhältnissen zu stärken, kommt das Musikzentrum mit seinen Angeboten seit 2006 in diesen Stadtteil.

 

Hannover „Unesco City of Music“

HANNOVERIMPULS, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Landeshauptstadt und Region Hannover, agiert im Wesentlichen in vier Handlungsfeldern. Kai Schirmeyer ist seit 2010 Projektleiter der „Kreativwirtschaft“ (https://www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de/hannoverimpuls/Handlungsfelder/Kreativwirtschaft-und-Multimedia) .

 

Spellmeyer Schirmeyer

 

Die etwa 4.100 Unternehmen und Selbständigen in der Region Hannover erwirtschaften einen Umsatz von 2,4 Mrd. Euro und sind damit die drittstärkste Branche. Die Kultur- und Kreativwirtschaft leistet aber auch als Innovationsmotor einen umfassenden Beitrag für andere Branchen. Das Engagement richtet sich darauf, diese Potenziale nachhaltig zu unterstützen, vorhandene Arbeitsplätze zu sichern und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Kreativen der Region hier gut leben und arbeiten können. Trotz der kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung der Kreativwirtschaft sind aber die zur Verfügung stehenden Förderinstrumente im Vergleich bescheiden. Sie bestehen im Wesentlichen aus manpower und Vernetzungsmöglichkeiten.

Im Jahr 2011 wurde auch das kre|H|tiv Netzwerk Hannover e.V. gegründet. Mit über 330 Mitgliedern ist es mittlerweile das größte Kultur- und Kreativnetzwerk Deutschlands. (Anmerkung: Unser Präsident Gunnar Spellmeyer ist gerade wieder in den Vorstand gewählt worden).

Für Hannover war es 2011 eine gute Idee, sich um den Titel UNESCO City of Music zu bewerben. Geld von der Unesco bekommt Hannover zwar nicht, doch der Titel hilft dem lokalen kreativen Netzwerk, sich international bekannt zu machen und miteinander in Verbindung zu bringen. Das wiederum fördert die Entwicklung lokaler Initiativen erheblich. Außerdem würde sich Hannover nachhaltig zur konsequenten Weiterentwicklung des eigenen Standorts in kultureller und kreativwirtschaftlicher verpflichten. Der Prozess der Leitbildweiterentwicklung der Stadt Hannover führte kurzfristig dazu, dass es beinahe nicht zu dieser Bewerbung gekommen wäre. Da die Idee aber bereits kommuniziert war und die Presse und die Musikbranche davon begeistert waren, kam es am Ende doch zu der Bewerbung und Ende 2014 zur Auszeichnung.

Schon heute sieht man Resultate, die ohne diesen Titel sicher nicht zustande gekommen wären. Im Herbst 2016 fand in Hannover die erste Fachtagung „Digital Sounds“ statt. Initiiert wurde sie gemeinsam von der Landeshauptstadt/Region Hannover, von MADSACK und der CEBIT. Aus der japanischen UNESCO City of Music Hamamatsu – dem Sitz von u.a. Yamaha Music Instruments – nahm Bürgermeister und ein Referent von Yamaha teil. Auch musikalisch gab es inzwischen einen lebhaften Austausch mit anderen UNESCO Cities of Music: Liverpool, Mannheim und Bologna.

In der anschließenden – wie üblich engagierten – Diskussion wurde insbesondere über die Frage gesprochen, warum breite Teile der Bevölkerung den neuen Titel von Hannover und die Bedeutung der Musikszene noch nicht wirklich wahrgenommen haben. Dies ist eigentlich verwunderlich, weil inzwischen fünf Titelseiten bei MADSACK über das Thema berichtet haben. Kai Schirmeyer brachte die Antwort auf folgende Formel: „Wissen über etwas reicht nicht, wenn keine Botschaft damit verbunden ist. Und an der Entwicklung der Botschaft arbeiten wir mit Volldampf“.

Den musikalischen Rahmen stiftete auf halbakustischen Gitarren das in Hannover NOCH unbekannte DuoHigh Fidelity“. Sie spielten – im positiven Sinne – einfache, melodische Songs, die an „Crosby Stills Nash & Young“, an „America“ und auch an die „Beatles“ erinnerten.

Duo High Fidelity, Lions Club Hannover, Gunnar Spellmeyer, Stefan Blahak, Musikzentrum, Holger Maak, Kai Schirmeyer, Design Thinking,