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Ingenieure ohne Grenzen – in der 3. Welt unterwegs

| Kategorien: Clubreport

Der Clubabend am 4. Oktober war durch einen Wechsel von Perspektiven und ein Spannungsfeld zwischen Enge und Weite geprägt. Der Perspektivwechsel hatte viel damit zu tun, dass unser übliches Clublokal nicht verfügbar war und wir uns stattdessen an der Listermeile im „Reimann’s Eck“ trafen, einem schönen, gemütlichen und überaus lebhaften Lokal mit leckerem Essen, welches viele von uns wohl erstmals besucht haben und welches ich in Zukunft gewiss wieder besuchen werde. Die räumliche Situation für die gut 30 Teilnehmer war so, dass wir miteinander praktisch auf Tuchfühlung kamen und lautstark geführte Unterhaltungen Erinnerungen an Partys aus unserer Studentenzeit wachriefen. Glücklicherweise waren wir alle gründlich geimpft und/oder getestet, sonst wäre es das perfekte Rezept für ein „Superspreader-Event“ gewesen. Jedenfalls fühlten wir uns schon fast wieder wie in der Vor-Corona-Zeit, und das war wirklich sehr, sehr schön.

Der Perspektivwechsel und das Spannungsfeld zwischen Enge und Weite hatte aber auch sehr viel mit den Referentinnen und dem Referenten sowie dem Thema unseres Abends zu tun. Frau Katherina Campe, Frau Miriam Vogt und Herr Jan Kallweit von der hannoverschen Regionalgruppe von „Ingenieure ohne Grenzen“ berichteten am Beispiel der Realisierung von Wasserprojekten in Uganda sehr eindrücklich über die ehrenamtliche internationale Zusammenarbeit ihrer Initiative, welche der Vision einer Welt folgt, in der alle Zugang zu Grundinfrastruktur haben und somit ein Leben in Würde führen können. Zu diesem Zweck nutzen die „Ingenieure ohne Grenzen“ ihr vielfältiges technisches Wissen dazu, durch konkrete Projekte die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern und einen Beitrag dazu zu leisten, das Zusammenwachsen der Welt zu fördern. Die „Ingenieure ohne Grenzen“ sind in Deutschland in 34 regionale Gruppen gegliedert, die ehrenamtlich arbeiten und lediglich eine kleine Geschäftsstelle in Berlin betreiben. Typische Arbeitsfelder der stark technisch geprägten Projekte sind die Wasserversorgung, der Brücken- und Hochbau, die Sanitärversorgung, aber auch Projekte der Inlands- und Bildungsarbeit. In der Regionalgruppe Hannover arbeiten 20 Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen.

Beispielhaft wurden uns zwei Projekte vorgestellt, die beide in Uganda durchgeführt wurden bzw. werden. In dem Projekt an der „Nakiwaate Primary School“ geht es insbesondere um die Verbesserung der sanitären Einrichtungen. In einer ersten Phase der Corona-bedingten „Remote-Erkundung“ gilt es, in Zusammenarbeit mit einem Kooperationspartner vor Ort die Ist-Situation der Gebäude aufzunehmen, Wasserquellen zu prüfen, erste mikrobiologische Untersuchungen durchzuführen und die Rahmenbedingungen für vor Ort durchzuführende bauliche Verbesserungsmaßnahmen zu erfassen. Auf dieser Basis soll dann eine Priorisierung der dringendsten Bedarfe der Begünstigten erfolgen. Diese werden dann auch durch Planungsleistungen, die in Deutschland erbracht werden, unterstützt.

In dem Projekt „Sauberes Wasser für Minziiro“ geht es um ein Dorf, welches räumlich in ein Unterdorf und ein ca. 100 m höher gelegenes Oberdorf gegliedert ist. Im Zuge der Projektarbeit wurde nach einer geoelektrischen Erkundung im Unterdorf an einer geeigneten Stelle ein Brunnen gebohrt. Aus diesem wird mittels einer Brunnenpumpe, die ihre Energie aus einer dazu lokal installierten Fotovoltaikanlage bezieht, das Wasser in einen Speichertank gepumpt. Durch ein lokales Wasserkomitee wird das Wasser dann in einem kleinen Wasserkiosk an die Dorfbewohner verkauft. Der Verkaufspreis wurde durch das lokale Komitee so festgelegt, dass die Einnahmen es gestatten, die im Laufe der Zeit erforderlichen Instandhaltungsmaßnahmen an der Anlage zu finanzieren.

In einem zweiten Schritt wurde dann, ebenfalls unter erheblicher Mitwirkung der Dorfbewohner, eine Wasserleitung in das höher gelegene Oberdorf gelegt und es wurden auch dort ein Speichertank sowie ein Wasserkiosk eingerichtet. Durch diese Maßnahmen des ehrenamtlichen Engagements der Ortsgruppe Hannover, des Einsatzes lokaler Handwerker und natürlich der Dorfbevölkerung vor Ort konnte deren Lebenssituation durch die Bereitstellung frischen sauberen Wassers erheblich verbessert werden.

Der Vortrag und die aus akustischen Gründen leider etwas eingeschränkte Diskussion haben den Club so beeindruckt, dass die Referenten mit der Zusage einer 500-Euro-Spende des Fördervereins bedacht wurden. Uns hat er deutlich gemacht, dass fließendes Wasser, welches man bedenkenlos trinken kann, ebenso wenig selbstverständlich sind wie Sanitäreinrichtungen, von denen keine Seuchengefahren ausgehen. Darüber hinaus wurde deutlich, dass es nicht notwendigerweise ausschließlich großer Regierungsorganisationen bedarf, um für konkrete Menschen in der Welt das Leben zu verbessern, sondern dass dies mit Engagement, Ausdauer und Fantasie in Verbindung mit fachlichen Kenntnissen wie bei „Ingenieure ohne Grenzen“ auch dezentral und ehrenamtlich möglich ist.