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Sieh hin und hilf!

Scholz: Kicks, Klicks und das Staunen.

| Kategorien: Clubreport

Prof. Dr. Martin Scholz – Dekan der Fakultät Medien, Information und Design der Hochschule Hannover – konfrontiert den Club mit Kicks und Klicks an diesem Abend und bringt die Anwesenden mit einem überraschenden Design-Verständnis zum Staunen.

Das Ergebnis von Design ist an der Oberfläche natürlich z.B. Gestaltung. Das Wesentliche ist aber nicht die vordergründige Form, sondern der unsichtbare Designprozess dahinter. Er beruht auf einer anderen Haltung, einer anderen Art über scheinbar Bekanntes zu denken.

Kreativ, bzw. innovativ zu sein, heißt Veränderung zu akzeptieren, zu antizipieren und über bisherige Grenzen hinauszudenken. Das ist für den Designer so sehr Alltag wie für den Schuster das Besohlen von Schuhen. Der Berufsstand hat dafür natürlich im Laufe der Zeit auch eigene Methoden entwickelt und wendet sie täglich an. Designer sind damit quasi Experten für die – seit ein paar Jahren auch Design-Thinking genannte – Kernkompetenz neu zu denken und Fenster in scheinbaren Sackgassen zu öffnen.

Mit anderen Worten: sie entwerfen realistische, positive Zukunftsideen, die Kräfte freisetzen. Lösungen von Designern aktivieren immer auch Begeisterung: Steve Jobs und Apple sind dafür ein gutes Beispiel.

 

Martin Scholz

 

Brauchen wir so eine Fähigkeit nicht an vielen Stellen?

Megathemen (z.B. Globalisierung, Digitalisierung, Migration, Umwelt) verändern unsere Welt radikal und schnell. Kernfrage in Zeiten von Veränderung ist immer, wie eine Kultur eine schnellere und bessere Transformation befördert. In Zeiten großer Umbrüche wird es immer schwieriger Verbindlichkeit und Stabilität zu gewährleisten. Das führt zu Verunsicherung und Ängsten. Daraus resultiert nur zu oft eine Haltung des Leugnen von Dringlichkeiten, weil etwas einfach nicht sein „darf“. Kostbare Zeit geht verloren, weil es unmöglich wird, zeitnah relevant zu diskutieren, Optionen auszuloten, zu entscheiden und zu realisieren. Eine veränderte Haltung des „es darf sein, was ist“ ist der erste Schlüssel zu einem besseren Umgehen mit allen Herausforderungen. Zum Beispiel bei der Migration: was muss sich in den Herkunftsländern ändern, damit die Flüchtlinge sich nicht auf die Reise machen?

Ausgangshaltung des Designers ist es immer die, Wirklichkeit (Fakten, Motive, Ziele etc.) ungeschminkt zu offenbaren. Erst mit dieser Art der Bestandsaufnahme kann in einem zweiten Schritt der Werkzeugkoffer der Kreativität nützlich werden, sodass mögliche Lösungsoptionen ans Tageslicht kommen. ›Design-Trinker‹ können mit ihren besonderen Kompetenzen Politik und Gesellschaft – quasi als ein Think-Tank – bei der den anstehenden Transformationen unterstützen. Der Dekan der Fakultät verwies darauf, dass er zusammen mit dem derzeitigen Clubpräsidenten Gunnar Spellmeyer und Prof. Dr. Friedrich Weltzien bereits erste Schritte hin zu einem niedersächsischen Think-Tank – dem sog. thinqLab – unternommen hat.

Scholz Spellmeyer bearb

 

Dieses andere Verständnis von der Bedeutung von ›Design‹ mussten die Zuhörer erst einmal mal verdauen und so gab es nicht nur ein Staunen sondern auch eine Reihe von kritischen Verständnisfragen. Es wurde wie immer viel diskutiert und es war ein lebendiger wertvoller Abend. Danke, Martin Scholz!